Modernes Entree vor Vollendung
Mechernich – Der Umbau des RWZ-Gebäudes am Mechernicher Bahnhof zu einem stadtbildprägenden Wohn- und Geschäftskomplex schreitet unaufhörlich seiner Vollendung entgegen. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, ist nach einer pandemie- und kriegsbedingten Verzögerung (Personal- und Baumaterial-Engpässe) noch in diesem Frühjahr mit der Inbetriebnahme des von den Gebrüdern Hubert und Peter Schilles (Floisdorf) geplanten und realisierten Gebäudes zu rechnen.
Darin entsteht unter anderem auf 2800 Quadratmetern Grundfläche auf zwei Geschossen ein Qualifizierungs- und Bildungszentrum für Menschen mit Behinderung, das QuBi.Eifel (gesprochen „Kubi“). Ab voraussichtlich Mai sollen dort die bisherigen Eingangs- und Berufsbildungsbereiche der Nordeifel-Werkstätten (NEW) zentralisiert werden, meldet jetzt die für NEW tätige „Eifeler Presseagentur“ (epa).
Heilpädagoik und Physiotherapie
Außerdem nimmt das deszentrale Heilpädagogische Zentrum (HPZ) „Haus Lebenshilfe“ mit Hauptsitz in Bürvenich im neuen westlichen Entreegebäude der Stadt Büroräume und zehn Wohnungen und für ihre leichter Betreuung bedürftige Klientel in Anspruch. Auf der kompletten dritten Etage zieht das DEKRA-zertifizierte Physiotherapiezentrum „pro medik“ ein, dass bislang im Kreiskrankenhaus Mechernich angesiedelt war.
Wie Norbert Schnotale von der Firma Schilles dem „Bürgerbrief“ sagte, sind weiterhin eine Arztpraxis für Frauenheilkunde und Wohnungen geplant, die auf dem freien Mietmarkt angeboten werden. Eine Eigentumswohnung im ehemaligen 28 Meter hohen Siloturm komplettiert das Angebot. Die Tiefgarage verfügt über 82 Stellplätze.
Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick sagte in seiner Neujahrsansprache zum Bauprojekt der Gebrüder Schilles, er sei „sehr froh über den Umbau des RWZ-Lagerhauses am westlichen Ortsausgang des Kernorts. Ich finde, die Gebrüder Schilles haben dort einen sehr ansprechenden Baukörper geschaffen, der in Verbindung mit dem Bahnhof und den neugestalten Gleiszugängen den Besuchern das Bild einer attraktiven und modernen Stadt vermittelt.“
„Zentrum für Integrationsarbeit“
Mit der vorgesehenen Nutzung weiter Teile des Gebäudes durch die Nordeifelwerkstätten und die Lebenshilfe entstehe am Mechernicher Bahnhof „ein zentraler Punkt für die Integrationsarbeit mit behinderten Menschen im Herzen des Kreises Euskirchen“, so Dr. Hans-Peter Schick.
Insgesamt sollen im Hauptgebäude auf 150 Metern Länge und jeweils 1500 Quadratmeter Fläche pro Geschoss zwei Etagen für die Nordeifelwerkstätten (NEW), und weitere je 1500 Quadratmeter für die Lebenshilfe HPZ („Heilpädagogisches Zentrum“) und Gesundheitsdienstleistungen der „pro medik“ zur Verfügung stehen.
Auch Erster Beigeordneter Thomas Hambach begrüßt das Investment der Floisdorfer Unternehmer aus Sicht der Stadt Mechernich außerordentlich: „Aufgrund unserer langjährigen, guten Geschäftsbeziehungen und Erfahrungen untereinander, kann ich sagen, dass die Stadtverwaltung davon ausgeht, dass das in der Realität auch etwas wird, was die Gebrüder Schilles anpacken.“
Dass es auch noch ein Bauprojekt ist, das zu einem großen Teil der Behindertenarbeit von Lebenshilfe HPZ und Nordeifel-Werkstätten dient, erfüllt auch den stellvertretenden Stadtverwaltungschef mit Genugtuung. „Beide Einrichtungen sind fast über das ganze Kreisgebiet verteilt und finden nun in Mechernich ihre natürliche Mitte“, so Thomas Hambach: „Wie das Projekt insgesamt in unmittelbarer Nähe zu dem dank unserer Eigeninitiative barrierefrei ausgebauten Bahnhof die zentrale Bedeutung von Mechernich im Kreisgebiet und darüber hinaus unterstreicht.“
„Wahrzeichen von Mechernich“
„Die Schornsteine der Metallhütte und die Silotürme der Landhandfelsfirmen haben die Silhouette von Mechernich einst geprägt. Der Turm der RWZ soll nun auch in Zukunft ein Wahrzeichen von Mechernich bleiben“, erklärte Hubert Schilles dem „Bürgerbrief“.
Zum neuen Qualifizierungs- und Bildungszentrum für Menschen mit Behinderung, dem QuBi, schreibt „epa“: „Bislang gab es an jedem der vier Werkstattstandorte der Nordeifel-Werkstätten einen eigenen Bereich, in dem meist junge Menschen mit Handicap direkt nach der Schule, aber auch ältere Menschen, die etwa durch physische oder psychische Einschränkungen wie etwa Depression, Burnout oder Psychosen vorübergehend oder dauerhaft aus ihrem bisherigen Arbeitsleben ausscheiden mussten, geschult, fortgebildet und gestärkt werden.“
Christina Plötz, die zukünftige Leiterin des Zentrums wird mit den Worten zitiert: „Unser Ziel ist es, junge Menschen bei ihrem Berufsstart intensiv und innovativ zu begleiten und ihnen damit möglichst zu einer Chance auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu verhelfen.“ Auch Menschen mit psychischen Erkrankungen sollen dort auf ihrem Weg unterstützt werden wieder Fuß im Arbeitsleben zu fassen.
Das Förderprogramm besteht laut Bericht aus einem dreimonatigen Eingangsverfahren und im Anschluss daran einer zweijährigen Berufsbildungsmaßnahme. Christina Pötz: „Wir testen erst einmal mit den Teilnehmern zusammen, wo die Fähigkeiten und Fertigkeiten jedes einzelnen liegen – was kann ich gut, woran habe ich Spaß?“ Aus diesen Ergebnissen werden dann konkrete Bildungsmöglichkeiten gefunden, einerseits durch Schulungen, Aus- und Fortbildungen sowie weitere bildungsbegleitende Angebote. Diese können in einem IHK-zertifizierten Abschluss münden.“
Netzwerk aus Betrieben
Andererseits würden auch Möglichkeiten angeboten, sich durch Praktika oder einen betriebsintegrierten Bildungsplatz in der freien Wirtschaft auszuprobieren, immer unterstützt durch Begleitung von erfahrenem QuBi- Personal, das regelmäßig in die Betriebe geht, um sich vor Ort mit den QuBi-Teilnehmern und den Verantwortlichen der Betriebe ein Bild zu machen. „Wir haben ein großes Netzwerk aus bereits kooperierenden Betrieben und Firmen“, so Pötz. Weitere Unternehmen seien willkommen.
„dm“, die Spedition Berners in Obergartzem und zahlreiche kleinere Betriebe hätten erkannt, dass Menschen mit Einschränkungen sehr hilfreiche und hochwertige Arbeit leisten und somit auch den Fachkräftemangel abmildern können. Selbst wenn ein Mensch durch seine Einschränkungen vielleicht im Einzelnen keinen Facharbeiter vollständig ersetzen könne, vermöge er gewisse Aufgabenbereiche zu übernehmen und so für die Fachkraft Zeit für andere Arbeiten freizuschaufeln, heißt es in dem „epa“-Artikel:
IHK-Prüfer kommen ins Haus
„Es ist aber erklärtes Ziel des QuBi, viele Teilnehmer der Beruflichen Bildungsmaßnahme anhand von Zertifikatslehrgängen mit Anerkennung von Fachschule oder IHK zu zertifizieren. Dazu wird die Möglichkeit geboten, alles im eigenen Haus zu erledigen, sogar die Prüfungsabnahme etwa der IHK-Prüfer kann im QuBi erfolgen.“
„Wir haben dafür alle notwendigen Strukturen geschaffen, von der Lehrküche über Werkstätten für Montage und Holzbearbeitung, Verpackung, Lager/ Logistik und Fahrradwerkstatt bis zu PC-Schulungsräumen“, erklärte Christina Pötz: „Und das alles in einer hellen, freundlichen Atmosphäre mit cool und modern ausgestatteten Räumen.“
Christina Pötz sei vielseitig ausgebildet und könne nicht nur den Master in Nutztierwissenschaften und den Bachelor of Education in Agrar- und Umweltpädagogik vorweisen, sondern sei auch diplomierte Kinder- und Jugend-Mentaltrainerin: „Mir bringt es einfach sehr viel Freude, zu sehen, wie Menschen sich ganzheitlich entwickeln können, und meinen Teil bei der Wegfindung und -beschreitung beizutragen!“
Die vielfältigen Bildungsmöglichkeiten im „QuBi“ beschränkten sich nicht nur auf die rein berufliche Ebene, es würden auch lebenspraktische Fähigkeiten vermittelt: „Ob gesundes Essen zubereiten, Wäsche waschen, wie Banken und Versicherungen funktionieren oder wie man mit modernen Medien umgeht. Dazu zeigen wir auch, wie »Excel« und »Word« funktionieren.“