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Was andere nicht mehr wollen

Mit „Schattenbühne trifft Handspiel“ wurde die 41. Ausstellung in der Mechernicher Galerie im Rathaus eröffnet – Die Kunst von Iris Hilgers und Uwe Rhiem könnte unterschiedlicher nicht sein und doch haben sie eins gemeinsam

„Schattenbühne“ von Iris Hilgers trifft „Handspiel“ von Uwe Rhiem zur 41. Ausstellung in der Galerie Rathaus. Sie ist noch bis zum 14. Oktober zu sehen. Foto: Ronald Larmann/pp/Agentur ProfiPress

Der eine lässt nichts verkommen, die andere erzählt Geschichten mit Licht: Kurator Franz Kruse über die beiden Künstler. Hinter ihm Günter Kornell, Mechernichs stellvertretender Bürgermeister. Foto: Ronald Larmann/pp/Agentur ProfiPress

Die Band „Jazzophine“ mit Miriam Hölker (Querflöte), Uli Meincke (Klavier) und Christian Neumann (Bass) sorgte für fantastische musikalische Begleitung der Vernissage. Foto: Ronald Larmann/pp/Agentur ProfiPress

Finn (v.r.), Simon und Bianca von der Jugendgruppe St. Barbara Mechernich versorgten die Vernissage-Gäste mit Getränken. Foto: Ronald Larmann/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich – Auf der einen Seite Hände – bunt, plastisch, schrill. Kunstwerke, die einen förmlich anspringen, auch weil die Objekte aus den ganz unterschiedlichen Rahmen in den Raum hineinragen. Auf der anderen Seite Bilder in schwarzen Rahmen und gleichfarbigen Passepartouts mit einem leichten weißen Rand – dezent, zurückhaltend, geheimnisvoll. Fotografien, deren atmosphärische Stimmung sich beim Betrachten erst entwickeln muss. Die Kunst von Uwe Rhiem und Iris Hilgers könnte unterschiedlicher nicht sein und doch haben sie eins gemeinsam.

Zur 41. Ausstellung in der Mechernicher Galerie im Rathaus präsentieren die beiden Künstler unter dem Titel „Schattenbühne trifft Handspiel“ Werke, die Räume und Gegenstände in den Fokus rücken, die andere nicht mehr wollen. Denn die eine zeigt Fotografien, die in Lost Places in Frankreich, Belgien und Deutschland entstanden sind, also in Gebäuden, die von ihren Besitzern zurückgelassen und dem Verfall preisgegeben wurden. Der andere greift auf Materialien zurück, die er auf Flohmärkten gefunden hat oder die andere Leute entsorgt haben.

Für Franz Kruse ein überaus spannendes Zusammenspiel. „Ich freue mich sehr, dass die beiden heute hier sind“, so der Kurator, nachdem Günter Kornell in Vertretung des Bürgermeisters die zahlreichen Gäste, darunter auch Ex-NRW-Innenminister Dr. Ingo Wolf, Mechernichs Pfarrer Erik Pühringer oder Kämmerer und Dezernent Ralf Claßen, in der Rathaus-Galerie begrüßt hatte. Mit Uwe Rhiem ist dort ein Künstler zu Gast, der ganz offensichtlich in keine Schublade passt. „Ex-Polizeibeamter, Romanautor, Galerist, Maler oder Pfannen- und Radkappendesigner“, zählte Franz Kruse die Tätigkeitsbereiche Rhiems auf, um dann festzustellen: „Der Uwe lässt nichts verkommen.“

Von Gier und Kinderspielen

Und so werden Handschellen wiederverwendet, um zwei Hände zu fesseln, die dann den Titel „Zangsweise“ tragen. Oder eine Puppenhand, abgetrennt und blutverschmiert, steckt in einer Mausefalle, um „Gier“ zu versinnbildlichen. Wieder ein Bild weiter sind unter dem Titel „Kinderspiele“ zwei lilafarbene Hände dargestellt, deren Finger mit Wolle umwickelt sind und so an das Spiel Fingertwist erinnern.

Es sind Werke aus Uwe Rhiems Projekt „You need hands“. „Ich habe Händen meine Zeit und Werke gewidmet, weil Hände für fast alle Menschen als tägliche Begleiter und Werkzeuge eigentlich selbstverständlich ‚einfach so da‘ sind und im Idealfall auch funktionieren“, so der Künstler. Gleichzeitig denke man bei Händen sofort an praktische Arbeiten, an das Handwerk. Aber das sei schließlich nicht alles. „Mit Händen kann man sich gegenseitig oder auch nur sich selbst berühren, zärtlich oder grob, liebevoll oder leider auch gewalttätig. Hände können wunderbare Dinge erschaffen, aber auch als Waffe eingesetzt werden“, stellte Uwe Rhiem fest.

Seine Kollegin Iris Hilgers jedenfalls nutzt ihre Hände, um mit der Kamera wunderbar stimmungsvolle Bilder einzufangen. Dafür bereist sie verlassene Orte, sogenannte Lost Places. „Bevor ich dorthin fahre, recherchiere ich über den Ort und seine Geschichte“, so die Künstlerin, die fasziniert ist von diesen Gebilden, die andere einfach so zurückgelassen haben. Wenn sie dann in den Gebäuden angekommen ist, lässt sie sich von der Atmosphäre inspirieren. „Man spürt direkt ob der Ort eine Leichtigkeit ausstrahlt oder eher schwere und bedrückende Gefühle auslöst“, so Iris Hilgers.

Atmosphärische Ebene

So oder so versucht sie diese Atmosphäre dann in ihren Bildern einzufangen. Unter den Titeln „Die Musik spielt nicht mehr“, „Morbider Charme“, „Marode Schönheit“ oder „Lichterglanz im alten Gemäuer“ entstehen Fotografien, die den Betrachter ein Stück mitnehmen in den Lost Place, aber eben nicht nur auf einer dokumentarischen, sondern auch auf einer atmosphärischen Ebene.

Für Franz Kruse eine beeindruckende Kunst. „Wir mussten früher am Theater solche Lost Places erst mühsam entstehen lassen“, so der Kurator, der in seinem Berufsleben Bühnenbilder und ganze Inszenierungen gestaltet hat. Er weiß daher auch, dass man mit Licht Geschichten erzählen kann, so wie es die Fotografien von Iris Hilgers tun. „Lassen sie sich in die Atmosphäre hineinziehen“, gab er den Gästen der Vernissage mit auf den Weg.

Genau das können auch die Besucher des Rathauses in den kommenden Wochen noch tun. Denn die Ausstellung „Schattenbühne trifft Handspiel“ mit Werken der Künstler Iris Hilgers und Uwe Rhiem ist dort noch bis zum 14. Oktober zu sehen. Auf der rechten Seite des Flurs mit Händen, die einem ins Auge springen, die nachdenklich machen oder einen schmunzeln lassen. Auf der linken Seite des Flurs mit einem eindrucksvollen Spiel von Licht und Schatten, einer Bühne für die Stimmungen, die Lost Places ausstrahlen.

pp/Agentur ProfiPress

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