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„Allen wohl und Niemand weh!“

Theaterverein „Eintracht“ Glehn 1901 begeistert den Ort und die Region seit über 120 Jahren – Anekdoten, Pandemie, Zukunft und Gemeinschaft – Ein Glehner Original im Sonderheft zum Jubiläum der zweiten kommunalen Neugliederung

Schon über 120 Jahre gibt es den Theaterverein „Eintracht Glehn 1901“ und er begeistert seit je her das Publikum sowie die Schauspieler unter dem Motto „Allen wohl und Niemand weh!“. Keiner Wunder also, dass er stellvertretend für das Gemeinschaftsgefühl in dem 440-Seelen-Ort steht. Hier eine Impression des 100-jährigen Jubiläums im Jahr 2001 samt dem befreundeten Musikverein „Waldlust Glehn“ im Vordergrund. Archivfoto: Eintracht Glehn 1901/pp/Agentur ProfiPress

Vor der pandemiebedingten Pause führte der Verein viele verschiedene Stücke auf, hier beispielsweise „Kaviar trifft Currywurst“ aus dem Jahr 2018. Archivfoto: Privat/pp/Agentur ProfiPress

 

Mechernich-Glehn – Am 9. Mai 1901 gründeten 13 Bürger in der ehemaligen Glehner Gaststätte „Zur Alten Post“, damals Gaststätte Brenig, den Theaterverein „Eintracht“ - die Fahnenweihe fand im Mai 1906 statt. Seitdem hat er unter anderem zwei Weltkriege und eine Pandemie überstanden, viel mehr also noch als die Stadt Mechernich seit ihrer Neugliederung und ist das Glehner Original schlechthin. Auch er seit über einem Jahrhundert unveränderte Wahlspruch: „Allen wohl und Niemand weh!“ hat an Gültigkeit nichts verloren. Wer in Mechernich Gemeinschaftsgefühle sucht, ist hier also genau richtig.

„Nach all den Jahren und deren gesellschaftlichen Veränderungen können wir auf viele Höhen, aber auch einige Tiefen zurückblicke“, bemerkte dazu der Vereinsvorstand und ergänzte: „Dank des überdurchschnittlichen Engagements seiner Mitglieder und einer umsichtigen Vorstandsarbeit der vergangenen Jahrzehnte steht die »Eintracht« jedoch auf einem stabilen Fundament und wird auch diese Krise überstehen!“

Getroffen hatten sie sich zur Vorstandssitzung: Der Vorsitzende Manuel Vitt, die ehemalige Vorsitzende Ingrid Heid und weitere Mitglieder des Vorstandes - Sabrina Heid, Stephanie Braun und ihr Ehemann Stephan Braun sowie Ludger Bröders. Zwei Vorstandsmitglieder waren leider erkrankt. Glehn hat 440 Einwohner, davon sind 109 Erwachsene und 12 Jugendliche im Theaterverein.

Tradition trifft Zukunftsdenken

Zum Gründungstag gibt´s traditionell in jedem Jahr, solange es möglich ist, eine Maitheater-Aufführung am Muttertags-Wochenende. Alle zwei Jahre führen dann im Herbst auch die Kinder und Jugendlichen des Vereins etwas auf: „Das ist wichtig für die Zukunft und so auch das weitere Potential des Vereins und ist eine tolle Sache, die wir gerne machen. Und das Beste ist, dass wir nebenbei selbst viel Spaß haben“, berichtete Vorstandsmitglied Ludger Bröders.

Ingrid Heid, die vor Vitt, der seit 10 Jahren Vorsitzender ist, dies selbst bereits 27 Jahre war, erklärte: „In den Anfängen spielten erst nur Männer mit, auch Frauenrollen. Nach dem Grauen der beiden Weltkriege wollten die Menschen aber wieder unterhalten werden, und so fand das Theater hier wieder mehr Aufschwung, bis das Fernsehen weitestgehend etabliert war. Insgesamt kann man sagen, dass das Interesse an der »Eintracht«, so ist es dokumentiert, immer groß war.“

 

 

So berichtete der Vorstand weiter, wie gerne sie das Publikum zum Lachen bringen, die schöne Stimmung genießen und wie schnell die Sorgen des Alltags dabei in Vergessenheit geraten. Übrigens: Auch leidenschaftliche Schauspieler, die nicht aus Glehn selber kommen, sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen. Wenn dann alles passt, stände auch einer Mitgliedschaft nichts im Wege. „Wir sind ein offener Verein und haben gerne ein breites Spektrum an Mitgliedern“, so Vitt. Befreundet sind sie übrigens auch mit dem Bergbuirer Theaterverein.

Einen großen Schrecken bekamen die Schauspieler allerdings, als die 120 Jahre alte Chronik des Vereins, die jedes Jahr sorgfältig weitergeführt wurde, im Rahmen der Flutkatastrophe im Tresorraum einer Euskirchener Bankfiliale gänzlich unter Wasser gesetzt wurde. Schnell war eine Spezialfirma mit der Gefriertrocknung beauftragt, um das traditionsreiche Buch zu retten, was in weiten Teilen auch gelang. Die Gründungssatzung, unterzeichnet von den „Gründungsvätern“ und eingepackt in Klarsichtfolie, hatte zum Glück nichts abbekommen.

Corona und kalbende Kühe

Nachdem die ehemalige Kneipe, in der seit über einem Jahrhundert geprobt und gespielt wurde, verkauft war, wechselte man 2019 in das Hosteler Dorfgemeinschaftshaus mit großer Bühne. „Das haben unsere Hosteler Nachbarn uns zur Verfügung gestellt, wofür wir auch immer noch sehr dankbar sind“, betonte Stephan Braun.

„Corona hat uns danach zwar noch mehr Striche durch die Rechnung gemacht“, so Manuel Vitt, „aber davon lassen wir uns nicht unterkriegen.“ Es habe nämlich fast keine Austritte trotz Inaktivität gegeben. So gab es auch kein traditionelles Maitheater im vergangenen Jahr. Im selbigen hätte der Verein auch eigentlich 120-jähriges Jubiläum gefeiert. „Das tat wirklich weh“, so der Vorsitzende weiter, doch man freue sich umso mehr darauf, bald dass 125-jährige Bestehen zu feiern. Und die Glehner feiern gerne groß: So gabs zum100-jährigen Bestehen unter anderem bereits einen Zapfenstreich samt Feuerwerk.

Im Zwei-Jahres-Rhythmus macht der Verein darüber hinaus, wenn möglich, gemeinsame Ausflüge bei denen es immer wieder viel Lustiges zu berichten gäbe. Doch das auch von den Aufführungen selber: So habe einst ein Mitglied während eines Auftrittes den Saal verlassen, um seiner Kuh Unterstützung beim Kalben zu leisten und nach dem Rechten zu sehen. Pünktlich zu seinem Einsatz stand er dann wieder im Scheinwerferlicht und das, obwohl er durch das Fenster des Saals nach draußen und auch wieder hinein hatte klettern müssen. Denn: Damals war es noch „verboten“, während der Aufführung durch den Saal nach draußen zu gehen.

„Besser als Millowitsch“

Wenn es schließlich um Rezensionen des Publikums geht, kann sich der Verein fast ausschließlich in Lob baden. So sei ein Publikum mal der Meinung gewesen, die Truppe habe das scherzhaft gestaltete Stück „Raub der Sabinerinnen“ noch besser aufgeführt als Komiker Willi Millowitsch. Die Komödie wurde im Vorfeld sogar von eigenen Mitspielern umgeschrieben.

„Das mit Abstand Beste ist auf jeden Fall das tolle Gefühl, nach langer Probezeit bei den Aufführungen endlich etwas vom Publikum zurück zu bekommen, seien es Lacher oder Applaus. Viele gehen auch in ihrer Rolle komplett auf, werden zu einem gänzlich anderen Menschen und begeistern schlichtweg. Das ist wirklich etwas Besonderes.“, betonte auch Sabrina Heid.

In der Regel ist die „Eintracht Glehn“ zwei bis drei Monate im Jahr wirklich aktiv. „Dadurch entstehen nur saisonale »Belastungen«“, so der Vorsitzende Manuel Vitt, was dazu führe, dass alle wesentlich entspannter und mit mehr Herzblut und Motivation bei der Sache sind.

„Gemeinsam erleben“

Schon nach dem ersten Weltkrieg nahm der Theaterverein an Theaterwettstreiten per Kutsche und Pferd in der Umgebung teil, gewann zahlreiche Preise und war in der Gegend durchaus bekannt. Ingrid Heid ist sich sicher: „Trotz der schnelllebigen, heutigen Zeit wird das Interesse an unserer „Eintracht“, sei es von Publikum oder Schauspielern, bleiben.“

pp/Agentur ProfiPress

 

 

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